Wie funktioniert die Lohnfortzahlung?

Die Lohnfortzahlung ist ein zentrales Thema Arbeitgeber, das oft Fragen aufwirft. Was passiert, wenn ein Mitarbeiter aufgrund von Krankheit, Unfall oder anderen persönlichen Umständen nicht arbeiten kann? Wie lange müssen Arbeitgeber den Lohn weiterzahlen? In diesem Blogbeitrag geben wir Ihnen einen umfassenden Überblick über die rechtlichen Grundlagen der Lohnfortzahlung und was Arbeitgeber beachten müssen, um rechtssicher zu handeln.

Was versteht man unter Lohnfortzahlung?

Die Lohnfortzahlung ist die Verpflichtung des Arbeitgebers, einem Mitarbeiter seinen Lohn während einer vorübergehenden unverschuldeten Arbeitsunfähigkeit zu zahlen. Diese Regelung ist im Obligationenrecht, Artikel 324a OR, festgeschrieben. Sie greift in Situationen, in denen der Arbeitnehmer aufgrund persönlicher Umstände, wie Krankheit, Unfall oder Schwangerschaft, nicht in der Lage ist zu arbeiten.

Die Voraussetzungen für die Lohnfortzahlung

Damit ein Mitarbeiter Anspruch auf Lohnfortzahlung hat, müssen drei grundlegende Bedingungen erfüllt sein:

 1. Grund der Arbeitsunfähigkeit:

Der Grund für die Arbeitsunfähigkeit muss in der Person des Arbeitnehmers liegen. Zu diesen Gründen zählen:

  - Krankheit

  - Unfall

  - Schwangerschaft und Mutterschaft

  - Erfüllung gesetzlicher Pflichten (z.B. Militärdienst)

  - Ausübung eines öffentlichen Amtes

Hingegen begründen nicht-personenbezogene Gründe wie Verkehrsprobleme, wetterbedingte Arbeitsverhinderungen oder Flugverspätungen keinen Anspruch auf Lohnfortzahlung.

 2. Kein Verschulden des Arbeitnehmers:

Der Arbeitgeber muss den Lohn nur weiterzahlen, wenn der Arbeitnehmer die Arbeitsunfähigkeit nicht selbst verschuldet hat. Wenn ein Mitarbeiter z.B. durch eigenes, fahrlässiges Verhalten eine Krankheit oder einen Unfall herbeiführt, besteht in der Regel kein Anspruch auf Lohnfortzahlung.

 3. Dauer des Arbeitsverhältnisses:

Ein Anspruch auf Lohnfortzahlung besteht erst, wenn das Arbeitsverhältnis länger als drei Monate dauert. In den ersten drei Monaten eines neuen Arbeitsverhältnisses ist keine Lohnfortzahlung gesetzlich vorgeschrieben, es sei denn, es greifen spezielle Versicherungen wie das Unfallversicherungsgesetz (UVG) oder eine Krankentaggeldversicherung (KTG).

Wie lange muss der Lohn gezahlt werden?

Die Frage nach der Dauer der Lohnfortzahlung ist für Arbeitgeber besonders wichtig. Gemäss Artikel 324a OR beträgt die Lohnfortzahlung im ersten Dienstjahr drei Wochen. Nach dem ersten Jahr gilt eine „angemessene Zeit“, wobei je nach Region unterschiedliche Skalen zur Berechnung herangezogen werden: die Berner Skala, die  Zürcher Skala und die Basler Skala. 

Diese Skalen legen fest, wie lange der Lohn bei längerer Arbeitsunfähigkeit fortgezahlt wird, und variieren je nach Dienstalter und Arbeitskanton. Es ist wichtig zu beachten, dass die Lohnfortzahlung nicht pro Vorfall, sondern pro Jahr gerechnet wird. Das heißt, alle Krankheits- oder Unfallsituationen innerhalb eines Jahres werden summiert.

 Lohnfortzahlung in der Probezeit

 In den ersten drei Monaten des Arbeitsverhältnisses besteht grundsätzlich kein Anspruch auf Lohnfortzahlung, es sei denn, der Arbeitgeber hat eine zusätzliche Absicherung wie eine Krankentaggeldversicherung (KTG) abgeschlossen. Nach der Probezeit tritt jedoch der gesetzliche Schutz gemäss Artikel 324a OR in Kraft.

Wichtige Punkte für Arbeitgeber

Um rechtliche Risiken zu minimieren, sollten Arbeitgeber bei der Lohnfortzahlung einige wesentliche Punkte beachten:

 - Klare Kommunikation: Informieren Sie Ihre Mitarbeitenden über ihre Rechte und Pflichten im Falle einer Arbeitsunfähigkeit.

- Dokumentation: Stellen Sie sicher, dass alle Krankheits- und Unfallmeldungen dokumentiert werden und entsprechende ärztliche Bescheinigungen vorliegen.

- Versicherungen prüfen: Überlegen Sie, ob der Abschluss einer Krankentaggeldversicherung (KTG) oder anderer Absicherungen sinnvoll ist, um Ihre finanziellen Risiken zu reduzieren.

- Regionale Regelungen: Informieren Sie sich über die in Ihrem Kanton geltende Skala zur Lohnfortzahlung, um die Dauer korrekt zu berechnen.

Fazit

Die Lohnfortzahlung ist ein wichtiger Bestandteil des Arbeitsverhältnisses und erfordert von Arbeitgebern ein genaues Verständnis der gesetzlichen Vorgaben. Indem Sie die Voraussetzungen für die Lohnfortzahlung, wie den Grund der Arbeitsunfähigkeit, das fehlende Verschulden und die Dauer des Arbeitsverhältnisses, beachten, können Sie sicherstellen, dass Sie Ihre Verpflichtungen korrekt erfüllen und gleichzeitig die Interessen Ihres Unternehmens schützen.

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